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neue Gemeindezeitung online: Nr.30





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Erbsünde

Kauz : Hast du schon mal das Gefühl gehabt, mit einer "seelischen Altlast" auf die Welt gekommen zu sein?

Eule: Auf den ersten Blick eher nein, aber...

Kauz: Was aber, erklär´ mir deine Welt!

Eule: Hör´ mir zu und schau´ sie dir an... Wir sind ins Leben auf dieser Erde getreten und haben die Möglichkeit, uns vertraut zu machen mit dem ewigen Gott. Das Leben hier auf dieser Erde dient eben auch der Vorbereitung auf die Herrlichkeit Gottes, die Zubereitung der Seele zur neuen Kreatur in Christo Jesu, und manches an diesem Leben ist einer Prüfung Gottes gleich. Und in diesem Zusammenhang spielt auch eine gewisse "Altlast" eine nicht unbedeutende Rolle in der Christenheit.

Kauz: Wieso?

Eule: Augustinus war ein alter Kirchenlehrer; schon mal etwas von ihm gehört?

Kauz: Nee, tut mir leid!

Eule: Aber Kauz, wieder zu viele Comics gelesen oder zu lange im Internet gesurft? Er hat wunderbare Dinge geschrieben über die Liebe und Gnade Gottes, aber er hat auch den Grundstein für viele Thesen und Vorstellungen um Angst und Strafe gelegt, welche in die ganze Christenheit übergingen.... Er lebte im 4. Jahrhundert, im wesentlichen in Nordafrika und war zuletzt als Bischof tätig; später wurde er heilig gesprochen durch die katholische Kirche.

Kauz: Nun komm´ doch einmal schneller auf den Punkt...

Eule: Nur Ruhe, du sollst ja alles lernen! Gerade vierzig Jahre alt geworden beginnt er, sich in die theologische Auseinandersetzung in seiner Kirche einzumischen um den Begriff der Erbsünde, der in seiner Zeit geprägt wird; dabei lehnt man sich an Gedanken des Apostels Paulus an. Diese wiederum formulieren den Begriff der Erbsünde in der von Augustinus später propagierten Form nicht ausdrücklich; was Paulus eigentlich meinte, kann also nur durch Auslegung der Schrift ermittelt werden. Für Augustinus aber ist diese Auslegung klar: Im Paradies hat der alte Adam im Zusammenwirken mit Eva durch den Sündenfall eine Erbschuld auf das Menschengeschlecht geladen, die alle Menschen zu bezahlen haben, und zwar unabhängig davon, wo und wann sie leben und wie sie es gestalten.

Kauz: Ja, so kenne ich es auch! Und weiter?

Eule: Diese Sehensweise zum Thema Erbsünde gilt zu dieser Zeit noch keineswegs als die herrschende Lehre. Viele andere Theologen bezweifeln, daß die Tat von zwei Menschen wie Adam und Eva ausreicht, um so viel Schuld über das Menschengeschlecht zu bringen. Daher ist der Aufenthalt auf der Erde für sie keine Strafe, sondern eine Prüfung. Wer sie besteht, dem ermöglicht Gott die Rückkehr ins Paradies.

Kauz: Wer hatte die besseren Argumente?

Eule: Schwer zu entscheiden! Augustinus leitete seine Lehre von der Erbsünde ab von seiner lateinischen Bibelübersetzung. An der entscheidenden Stelle bei Paulus im Römerbrief heißt es (Römer 5,12): In ihm(=Adam) haben alle gesündigt. Dieses "in ihm" beruht auf dem lateinischen "in quo", was soviel andeuten will, als daß die Sünde durch einen Menschen auf alle anderen geladen wurde!
Der ältere griechische Urtext betont dagegen was anderes: "Weil alle sündigten".... Etwas ganz anderes oder?

Kauz: Wie ging der Streit aus?

Eule: Nicht über Forschung und Argumentation und vielleicht auch ohne Gebet: In der langen Auseinandersetzung bestach Augustinus den römischen Klerus nämlich mit der Schenkung von 80 arabischen Zuchthengsten, so daß sich diese Kirchenmacht auf seine Seite und Sehensweise stellte. Augustinus konnte sich durchsetzen und ließ seine Gegner sogar als Ketzer verfolgen.

Kauz: Interessant finde ich, auf welche Art und Weise sich eine christliche Lehre durchsetzen konnte und das auch noch lange nachdem die Apostel der Urkirche gestorben waren.

Eule: Nicht nur das. Die Tatsache, daß sich die augustinische Lehre schließlich durchsetzte, hat viele Auswirkungen auf Kirche und Gesellschaft!
So werden die Frauen(unter Betonung der "großen" Sündenschuld von Eva aus dem Paradies eben), die in den Anfängen der ersten apostolischen Kirche wichtige Garanten des Missionserfolges waren, in eine untergeordnete und passive Rolle gedrängt. Die Kirche schließt sie nach und nach von allen höheren Ämtern aus. Dabei hatten Frauen sehr erfolgreich geholfen, das Christentum zu verbreiten. Wir dürfen nicht vergessen, wie wichtige Menschen in der Nähe Jesu Frauen waren! Apostel Paulus schreibt u.a. an eine Frau, die er als wertvolle Mitarbeiterin und berühmt unter den Aposteln bezeichnet...

Kauz: Was? Eine Frau als Apostel(in)?

Eule: Spricht vieles dafür!

Kauz: Das mußt du mir sofort erzählen.

Eule: Später. Habe Geduld. Die meisten wissen das meiste nicht und du bist schon recht klug!


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