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neue Gemeindezeitung online: Nr.30





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Eitelkeiten

Kauz: Moin, Eule! Lange nicht gesehen... Wo sich alles in der Natur auf den Winter vorbereitet in Gottes schöner Natur war leider wenig Zeit, eben wie jedes Jahr um diese Zeit. Aber nun laß´ uns plauschen. Neulich hörte ich einen Kommentar über "Eitelkeiten" in unserer Gesellschaft und wie sich die Menschen plagen, Schritt zu halten im Rausch der Sinnesfreuden, na ja allem was so schön glänzt... Urlaubsbilder von Hawaii, Sterne auf der Motorhaube, Anzüge von Boss, Siegelringe und Rolexuhren, der Hummer um die Ecke... auf allen Ebenen der Wettstreit um die Äußerlichkeiten, um sich darzustellen. Ist das auch ein Thema in unserer schönen Kirche?

Eule: Im Grunde schon, aber...

Kauz: Was aber, erklär´ mir deine Welt!

Eule: Hör´ zu und schau´ sie dir an...

Kauz: Mach´ s nicht so spannend... Zeit ist Geld.

Eule: Falscher Satz!

Kauz: Oh, danke für die Lehre... Aber ich bin doch etwas in Eile...

Eule: Falscher Satz!

Kauz: Wir haben Zeit!

Eule: Wir brauchen Zeit, um uns mit solchen Themen in Ruhe zu beschäftigen. Die Eitelkeiten treten vielschichtig zutage; ausserdem ist es lustig, Menschen unter diesem Aspekt zu beobachten.

Kauz: Eigentlich wollte ich keine allgemeine und breite Betrachtung, sondern etwas hören über Eitelkeiten in der Kirche.

Eule: Machen wir. Ich schau´ mal gerade online nach, um zuerst den Begriff zu klären. Dauert aber einen Moment, weil ich hier auf dem Baum mit dem Laptop so schlecht hantieren kann.

Kauz: ?!?

Eule: Hier: In einem alten biblischen Wörterbuch von 1866 heißt es: "Im gewöhnlichen Sprachgebrauch nennen wir einen Menschen eitel, wenn er sich selbstgefällig betrachtet im Besitz von gewissen vermeintlichen Vorzügen und Gütern zu sein, seien es nun äußerliche leibliche Dinge wie Schönheit, Kleiderschmuck, Reichtum und dergleichen oder auch geistige Gaben oder Talente. Der eitle Mensch will seine vermeintlichen Vorzüge auch von anderen anerkannt und bewundert sehen und trägt sie vor der Umgebung gelegentlich zu Schau."
Es geht noch weiter: " Von dem Augenblick an, wo der Mensch nicht mehr in Gott die persönliche Quelle und Fülle allen Lebens, aller Vollkommenheit, Wahrheit und Seligkeit erkennt und anbetet, wo sein Herz verstärkt etwas außer Gott als wertvoll betrachtet und darnach trachtet, von dem Augenblick an wird der Mensch eitel in seinem Denken, Dichten und Trachten.... Dies ist ein wesentliches Merkmal des Heidentums."
Paulus sagt dazu: " sie sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken".

Kauz: Bringe das technische Wunderwerk öfter mit. Das alte Wörterbuch ist weise! Mir ist jetzt einiges bewußter geworden. Muß´ ich später in Ruhe bedenken. Aber ein paar gezielte Fragen darf ich stellen oder?

Eule: Fang´ los! Aus der Kirche?

Kauz: Auch. Ich sehe Menschen, die sich aufgrund ihrer Religion über andere erheben, auf andere herabschauen und... Sie ziehen neue Grenzen um ihre Gruppe und halten sich für "besser".

Eule: Hast du noch das Wörterbuch im Sinn: Solche Gruppen sehen sich deswegen als "bessere Menschen" oder "Menschen in erhabener Situation" an, weil sie glauben, in ihrer Gruppe höhere "geistige Gaben" zu besitzen und zu verwalten. Elitäres Denken könnte man so etwas auch nennen, eine Art von Gruppeneitelkeit. Dieser Wesenszug steht in starkem Widerspruch zu Gottes Hinweis, dass er "allen Menschen gleichermaßen helfen will", seinem Gebot der Nächstenliebe sowieso... Wie soll ich Menschen lieben, wenn ich glaube "über ihnen zu stehen"?

Kauz: Ich sehe Menschen innerhalb einer Gemeinde, die denken und präsentieren, dass sie besser sind als andere aus derselben Gruppe.

Eule: Wo kommt das her?

Kauz: Es gibt unterschiedliche Gründe! Einige meinen, wenn sie mehr tun für die Gemeinde, hätten sie stärkere Rechte, höhere Ansprüche..

Eule: Was heißt "mehr tun"?

Kauz: Beispielsweise mehr Zeit aufwenden für kirchliche Aufgaben und Dienste...

Eule: Aber damit kann man sich doch keine Ordern und Ehrenzeichen verdienen! Wir sind doch nicht beim Militär, wo man sich Orden an die Brust heftet, oder bei den Olympischen Wettkämpfen, wo man Medaillen und Urkunden vor sich her trägt. Im Gegenteil: Die grundsätzlich olympische Idee zählt: Dabei sein, teilnehmen, gemeinsam etwas erleben..
Weißt du, lieber Kauz, dass manche auch nach vielen Jahren die Lehre Jesu über das Dienen noch nicht verstanden haben. Der eitle Geist ist nicht besiegt, wo der Mensch in der Kirchengemeinde meint, dass er durch ein besonderes Wohlverhalten, besondere Dienste oder Tätigkeiten innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen grösser oder schöner wird als seine Mitmenschen auf demselben Weg. Bescheidenheit ist gerade dort angesagt, wo jemand viel weiß oder kann oder tut, damit sich diese Vorzüge nicht in Eitelkeiten und "Pfauengehabe" verwandeln. Wer viel oder viel mehr als andere tut, kann oder weiß, sollte besonders demütig und bescheiden sein. Und bitte keine zur Schau gestellte Demut! Das gibt´s ja auch.

Kauz: Ich sah junge Menschen in einer Gemeinde, die grenzten sich gegenseitig aus und machten sich völlig unnötig das Leben schwer...

Eule: Wieso?

Kauz: Eitelkeiten eben! Auch in jungen Jahren hält man sich oft für etwas Besseres unter Gottes gleichem Himmel. Fängt ja schon in der Schule mit den Klamotten an, mit irgendwelchen anderen Errungenschaften, womit man andere überholt, mit höherem Wissen oder Vermögen.
Aber es geht auch unter einem Gemeindehimmel, wo der Herr Frieden gebietet und jedem empfiehlt: "Der Grösste unter euch soll euer aller Diener sein!"

Eule: Hast du schön gesagt.

Kauz: Warte! Ein Beispiel: Manche Menschen kommen seltener in kirchliche Veranstaltungen als andere, finden nicht an allen Dingen und nicht an jeder Frömmigkeit Gefallen, leben Glauben und Kirche nach etwas anderer Art...

Eule: Und werden ausgegrenzt?

Kauz: Ja genau. Die angeblich "treuen Genossen" denken, sie wären besser, benehmen sich wie "Platzhirsche" und röhren in der Gemeindegegend herum, gleich als ob alles ihnen gehört.

Eule: Du Kauz, aber so ein Platzhirsch ist wirklich eitel oder? Die Inkarnation der Eitelkeit, wenn er seine Brunftmähne trägt und die Lichtung beherrscht.

Kauz: Ja, aber auch ein dummes Tier, der Mensch, der sich so benimmt!

Eule: Stimmt. Die Jungen wie die Alten sollten sich fragen, ob sie Kirche machen zum Selbstzweck und für sich und mit dem Touch des Pharisäers oder ob sie wirklich alle Eitelkeiten ablegen und dienen wollen. Nur so gewinnen sie etwas im Himmel. Man sollte ihnen zeigen, wie man anderen die Füsse wäscht. Nur so kann man "Punkte" sammeln im Himmel, statt zu glänzen für andere Eitle. Und auf die Kniee gehen und einen einfachen Dienst verrichten bringt einen klaren Kopf und ein geregeltes Herz und stellt die göttliche Ordnung unter Menschen her.

Kauz: Was meinst du mit "Füsse waschen"?

Eule: Stell dich nicht dumm. Ich diene, wenn ich mich bemühe, anderen eine Hilfe zu sein. Ich helfe, wenn ich andere in die Mitte der Gemeinde ziehe, sie Liebe fühlen lasse - gerade wenn sie anders sind oder denken oder sprechen - und das heißt: Sie integriere in die Gruppe mitten hinein und immer wieder. Integration heißt zunächst offene Gespräche, nicht Abschottung, Verächtlichkeiten, Abschottung. Integration heißt für Verantwortliche und Vorbilder auch: Keine Lieblinge heranziehen und pflegen, bevorzugen und verhätscheln. Jedem eine Brücke bauen. Auf den Brücken in die Gemeinde und innerhalb einer Gemeinde müssen alle Eitelkeiten sterben.

Kauz: Vorhin hast du was von falscher Demut angedeutet.

Eule: Ach lassen wir das lieber..

Kauz: Nee, keinesfalls!

Eule: Überredet. Es gibt auch welche, die geben sich "besonders demütig" im Kreise ihrer Mitmenschen. Im Grunde ihres Herzens aber sind sie wahrhaft eitel. Mit dezentem Schein und gebeugter Haltung erzeugen sie dennoch ein Bild für andere, das jenen Grösse, Ansehen und Vorzüge präsentieren soll. Diese künstliche Demut ist auch von Eitelkeiten getragen. Man nennt so etwas auch zeitweise "gezieltes understatement". Vordergründig "unten" oder "einfach", hintergründig unglaublich eitel.

Kauz: Pfui Teufel. Die linke Tour auch im göttlichen Parcours?!

Eule: In Firmen und im Staatswesen gibt es auch Menschen, die mit äußerster Akribie und sehr gezielt nach oben Unterwürfigkeit demonstrieren, gerne zustimmen ohne viele Worte, oft im Grund ganz anders denken als ihre Vorgesetzten, jene dies aber keinesfalls merken lassen, nur eines im Auge haben: Die nächste Stufe der Hierarchie.

Kauz: Hat doch nichts mit Eitelkeit zu tun.

Eule: Aber ja, sie tritt nur im Gleichschritt mit anderen negativen Merkmalen auf. Denn der sich so "andient" , andere sagen: Wer so gut Rad fährt, hält sich ja für sehr geeignet, die Leiter hochzusteigen, hält sich für qualifiziert, fähig, an der Reihe usw...

Kauz: Kann man so sehen; aber Gott sei Dank gibt es so was ja in unserer Kirche nicht!

Eule: Gott sei Dank, was hast du gesagt?

Kauz: Wenn wir von Eitelkeiten sprechen: Was hälst du von geschmückten Amtsträgern?

Eule: Was ist das denn? Warst du in einer anderen Kirche, wo das Äußere den inwendigen Menschen beeindrucken soll?

Kauz: Nein, keineswegs. Ich sehe schon mal solche, die im schlichten "schwarz-weissem Kleid" ziemlich blinken durch alles, was sie an Händen, an der Jacke und anderen Teilen tragen.

Eule: Was meinst du? Einen schwarzen Blender, äh, Blinker?

Kauz: Na ja, Manche sind eben sehr beringt und behangen oder?

Eule: Ach so, ich halte ich nichts von, aber die kommen und gehen.


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