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neue Gemeindezeitung online: Nr.30





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Frühlingsgespräche über Mensch, Familie und Gemeinde

Eule: Guten Morgen, mein junger Freund! Spät kommst du, aber ...

Kauz: Ich bin in der Mauser, da fliegt man nicht so leicht.

Eule: Na ja Hauptsache, du „mauserst“ dich, und dein Flug wird wieder sicher. Was sieht man in den ersten Frühlingstagen in Gottes freier Natur?

Kauz: Oh, wenn Gott Leben schenkt, gedeiht alles wunderbar. Es grünt und blüht, Familienzuwachs überall. Meister Grimmbart hat schon Nachwuchs, Reineke Fuchs erwartet ihn täglich und hat Haus und Hof schon bestellt, der Nachwuchs von Löffelohr hoppelt bereits auf den Feldern, Mutter Reh sucht die besten Futterplätze. Es ist herrlich anzusehen, wenn ein „Nest“ gebaut und beschützt wird, ein familiärer Mittelpunkt der Pflege und liebevollen Fürsorge.

Eule: Wenn das die Menschen wüssten...

Kauz: Etwas blind sind sie schon geworden für die Schöpfung und die in ihr liegenden Schönheiten wie Gesetzmäßigkeiten oder?

Eule: Sie scheinen das Verständnis für die Schöpfung ein gutes Stück weit verloren zu haben und damit auch die Bindungen daran und ihre eigene Einbindung in das Ganze. Wenn sie nur wüssten wie Gott ihnen Leben schenkt, aber..

Kauz: Was aber? Erklär´ mir deine Welt!

Eule: Hör´ zu und schau´ sie dir an.
Der Lebenskreis der Menschen hat sich entfernt von ihrem Schöpfer. Während die Tiere und Pflanzen ihrer schöpferischen Bestimmung folgen, diese gewissermaßen erfüllen, bewegt sich der Mensch immer weiter von ihr weg. Der Mensch „empfängt“ immer weniger und denkt über den ursprünglichen Sinn des Lebens kaum noch nach; stattdessen „macht“ er immer mehr selbst.

Kauz: Darf er nicht „machen“? Dies entspricht doch einer Gabe des Schöpfers an den Menschen oder etwa nicht?

Eule: Ja, er darf. Doch die Freiheit des Könnens ließ ihn die Grenzen des Dürfens überschreiten!

Kauz: Bist du jetzt bei den Philosophen?

Eule: Keineswegs! Ich bin ganz bei dir!

Kauz: Was ist das mit dem Machen, dem Können und dem Dürfen?

Eule: Der Mensch der sogenannten modernen Welt ist herausgestiegen, ist sich selber nicht mehr ein Geschöpf des Ganzen mit einer ewigen Bestimmung, als solches wiederum mit festen Bindungen an den Schöpfer und seinen Lebensraum. Er hat die Grenzen überschritten, er hat die angeblichen Ketten gesprengt. Er macht jetzt alles selbst, losgelöst von dem ewigen Gott.

Kauz: Wird der Mensch jetzt Gott?

Eule: Du hast die Lektion schon vorausgeschaut! Der Mensch lebt, als ginge es ohne eine feste Bindung an Gott, und indem er zu denken gelernt hat, ohne Gott zu leben, ohne Gott den Lebensraum und sein Leben zu gestalten, ist er in eine gottferne Lebensweise geraten und was passiert?

Kauz: Das Weltengefüge und in ihm das Staubkorn Mensch gerät durcheinander und auseinander?

Eule: So ist es!

Kauz: Ist es denn schlecht, dass der Mensch durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse, durch sein Erfinden und Entdecken so viele Dinge nun selbst verstehen und machen kann?

Eule: Natürlich nicht! Nur muss er es tun in den Grenzen, die Gott zieht. Gott schenkt Leben, sagten wir am Anfang, aber nicht zu jedwedem Plan und Ziel. Er gab dem Menschen die Schöpfung, sie zu pflegen, nicht zu zerstören, sie zu nutzen nicht auszurauben... in friedlicher Gemeinschaft zu leben, im Miteinander...

Kauz: Beispiel ?

Eule: Lies einmal die Bergpredigt und verstehe, was in ihr über die menschlichen Beziehungen zueinander gesagt ist; dann vergleiche dies mit den gesellschaftlichen Regeln und Umgangsformen, in der die Menschen leben im alten Europa.
Du wirst feststellen, dass dies zwei Lebenskreise sind, die nicht mehr sehr viel miteinander gemein haben! Natürlich gibt es Ausnahmen, Menschen, die anders leben und leben wollen, aber das sind wenige. Es gibt noch „Christen“... Doch wenn du diejenigen abziehst, die es nur noch dem Namen nach sind und diejenigen, die nur das kirchliche Zeremoniell pflegen, aber das Evangelium nicht leben, bleiben nur wenige, so wenige, dass dir schwarz vor Augen wird.

Kauz: Sieht schlimm aus oder?

Eule: Ja, in der Tat, „Holland ist in Not“, aber „Polen ist noch nicht verloren“, wie die Menschen sagen.

Kauz: Wie kommt das nur ?

Eule: Der Mensch hat einen Hang zu allem, was er greifen und umgreifen kann, was er machen und beherrschen kann, doch Gott kann er weder „umgreifen“ noch „beherrschen“. Der Mensch hat einen Hang, eine starke Neigung zu allem Natürlichen. So ist er in die Welt des Machbaren herabgestiegen, statt zum Himmel aufzusteigen. Er dreht sich um sich selbst und um die materiellen Dinge. Ein Lebenskreis wie ein Teufelskreis, aus dem er gar nicht ausbrechen will, obwohl ein solches Leben sich selbst und den Weltkreis immer mehr zerstört.
Er dreht sich so intensiv um sich selbst und dies immer schneller, dass aus dem natürlichen Selbsterhaltungstrieb der pure Egoismus geworden ist, der alle Beziehungen – außer den wirtschaftlich nützlichen natürlich – sprengt, und alle Bindungen als zu verantwortungsschwer durchschneidet.
Er dreht sich so gierig und unersättlich um die materiellen Errungenschaften von heute und morgen, dass er jedes Augemaß verloren hat. Der Mensch „macht“ eben nur noch, „empfängt“ kaum mehr, er hat Gott verlassen, um selbst zu einem „Gott alles Machbaren“ aufzusteigen. Er hat fast jedes Maß verloren, nur noch schneller, weiter, höher: Wachstum in alle denkbaren Richtungen, nur nicht in der Herzensbildung. Dabei frisst das Wachstum den Menschen auf, erst ihn selbst und dann den Lebensraum und sowieso jede Lebensqualität.

Kauz: Erschreckend!

Eule: Die Wahrheit. Einfach die Wahrheit.

Kauz: Beispiel?

Eule: Vielleicht ist es besser, wir führen das Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiter, weil die Beispiele zu radikal wirken könnten ?!

Kauz: Nein, jeder soll es hören.

Eule: Auf deine Verantwortung!

Kauz: Kein Problem, ich ziehe mich nachher wieder in den hohlen Baum zurück und niemand findet mich... außer vielleicht meine Freunde im Wald, aber die verraten mich nicht und lachen sowieso über die Menschen, die sich wie Wölfe benehmen und nichts begreifen. Die Krone der Schöpfung nennt man diese Spezies; bei uns im Wald fragt man sich, warum jemand eine Krone tragen darf, der täglich an sich, seinen Nachbarn und seiner Umwelt Verbrechen begeht...

Eule: Du wolltest Beispiele...

Hast du schon einmal Reineke Fuchs beobachtet, dass er Hasen fängt, um sie zu verkaufen?

Kauz: Blöde Frage! Was soll er mit dem Geld?

Eule: Na ja, ein Haus bauen vielleicht, eine schicken roten Ferrari kaufen oder nach Hawaii fliegen?

Kauz: Du wirst albern!

Eule: Nein, nein.

Kauz: Was soll er denn mit Haus, Ferrari oder in Honolulu?

Eule: Ja, genau!

Kauz: Wie: Ja genau?

Eule: Er hat seinen Bau, in dem er herrlich lebt, er gehört ihm zwar nicht, aber für die Dauer seines Lebens kann er ihn nutzen... und den Kommentar zu den anderen Luxusartikeln spare ich mir.
Er lebt sein von Gott geschenktes Leben in einer „geliehenen Umwelt“, sorgt dass er genug zu essen hat, sorgt um seinen Nachwuchs – seine Familie - in erster Linie, und erfüllt seine Bestimmung als Geschöpf. Er will nur Geschöpf sein, nicht Schöpfer. Mehr Wert legt er aus eigener Idee der Schöpfung nicht bei.

Kauz: Das habe ich noch nicht verstanden! Er kann doch gar nicht raus aus seiner Bestimmung oder?

Eule: Gut erkannt. Der Mensch aber kann. Ihm ist die Freiheit verliehen, sich seiner selbst bewusst zu sein auf eine ganz andere Art. Er versteht das Leben!? Doch Freiheit wurde zur Beliebigkeit, indem der Mensch den Sinn des Lebens veränderte...

Kauz: Wie tat er das?

Eule: Er will mehr? Hat er keine Wohnung, will er eine. Hat er eine, will er eine größere oder eine Eigentumswohnung oder ein Haus. Hat er kein Auto, will er eines. Hat er eines, will er ein größeres. Hat er keine Handy, will er eines. Hat er eins, will er ein schöneres.. so geht das immer weiter... in allen Dingen. Und darum ist er immer außer Atem und unter Ängsten !! Warum ? Er will einfach immer mehr!

Kauz: Lohnt sich doch nicht!

Eule: Das sieht der Mensch anders. Das ist Marktwirtschaft, das ist Wohlstand, mein Recht, sagt er.

Kauz: Warum macht er das?

Eule: Die einen sprechen von der Gier... die anderen vom Neid als den Motoren der Welt. In jedem Fall stellen wir ein konkurrierendes Lebensverhaltens fest, das den Menschen zu einem Wolf für andere Menschen macht, wie einmal jemand philosophierte: Raubzug, Beute, Rudelbildung um das Opfer...
„Money makes the world go round“, sang jemand… Was für ein guter Beobachtungssinn. Doch was für ein Unsinn, wenn man hinter die Kulissen blickt.
Was für eine Welt, wenn die Triebfeder menschlichen Handelns nicht materiell sondern seelisch-geistig und von Gott empfangen gelagert wäre, eine Utopie ?

Kauz: Du machst Geistessprünge. Hilf mir weiter..

Eule: Schau´ dir den Menschen an, ob arm oder reich..
Was könnte der Mensch Ruhe und Frieden finden, wenn er sich mehr mit Menschen statt mit Sachen beschäftigen würde, mehr mit Menschen statt mit Sachen, ein zentraler Schlüssel!
Im anderen Menschen findet er das christliche Leben „im Du“. Er findet auch Gott und so zu sich selbst. In den vielen Sachen, die man kaufen, haben oder tun kann, findet er das „Sich-drehen-um-sich-selber“ in einer Spirale des „materiellen Alles“ und des „seelischen Nichts“.
Gespräche mit Menschen kosten nichts und schaffen Beziehungen und Bindungen der Freundschaft, Familie, Partnerschaft und Gemeinde von Gleichgesinnten... Doch immer mehr sprechen lieber mit Hunden und Katzen oder mit dem Fernseher oder Computer... tolle Gespräche. Was für eine elende Vereinsamung und Zweckverfehlung. Gibt es nur bei Menschen...
Der Mensch könnte Bücher lesen statt mit dem Auto „durch die Gegend“ zu fahren. Kennst du das Spielzeug „Auto“? Kennst du die Leute, die erst 100 km Auto fahren, um dann irgendwo 5 km spazieren zu gehen? 100 km weit verpesten sie die Luft, um auf 5km „Sauerstoff zu tanken“. Kennst du die Leute, die 70 km fahren, um „schick essen zu gehen“, und dann wieder nach Hause? Von dem Benzin der 70 km kann man tagelang Kinder in der dritten Welt ernähren... Kennst du die Leute, die eine stärkere Beziehung zu ihrem Auto haben als zu jedem Menschen? Der Ölpreis wird ihnen das Spielzeug aus der Hand nehmen! Schöner wäre es, die Vernunft hätte es getan.
Kennst du das Spielzeug „Eigentum“? Hohe Mauern, hohe Zäune.. das ist mein. Der Graben ist fertig. Erst habe ich Angst und Sorge, es nicht zu bekommen, dann habe ich wieder Angst und Sorge, es zu verlieren. Was für ein Unsinn. Millionen hungern, sterben.. Doch der Mensch hier steigert sich mehr und mehr in materielle Verliebtheiten statt zu geben. Der Fuchs verkauft keine Hasen; wenn er satt ist, hört sein Jagen auf. Auch der Mensch kann sich eigentlich nur einmal satt essen... alles andere sollte er den Hungrigen dieser Welt übrig lassen. Wo ist das christliches Miteinander geblieben; wir haben zu viele Zylinderchristen...
Kennst du das Spielzeug „Geld“? Kennst du die Leute, die die aktuellen Zinsen oder Börsenkurse besser kennen als ihren Nächsten in Familie und Gemeinde? Das biblische Zinsverbot war(ist?) gar nicht schlecht. Welches Übel ist in die Welt gekommen, indem man nun mit Geld neues Geld machen kann? „Money makes...“
Der Erfinder dieses Satzes hatte übersehen, dass dieser Motor einer sich drehenden Welt mit der Geburt beginnt und mit dem Tod endet. Der Motor einer sterbenden Welt - wenig genug. Wir Tiere haben keinen Himmel, aber sprengen die Schöpfung nicht. Sind wir klüger als der Mensch, der sich so tierisch benimmt, als hätte er keinen Himmel? Sind wir die Krone, weil wir den Schöpfer nicht ständig verletzen?

Kauz: Ist das wirtschaftliche System, in dem wir leben, vom Teufel?

Eule: So kann man es nicht sehen oder sagen! Das System an sich kann das irdische Wohlergehen fördern, was durchaus im Sinne des Schöpfers ist. Doch verlieren die Macher und die Nutzer des Systems jedes menschliche Maß oder anders ausgedrückt: Sie haben die Gebote des Schöpfers verlassen und gestalten es „gottfern“, damit „unchristlich“ und „unmenschlich“.

Kauz: Wo leben diese Menschen?

Eule: Überall, sie sind in der krassen Mehrzahl auf dieser Welt. Sag´ mal, wenn dich jemand fragen würde: Hast du dein Geld gut angelegt ? Woran denkst du dann ?

Kauz: Dass ich keines habe und keines brauche. Warum soll ich mir was kaufen? Ich las in der Bergpredigt, dass Gott mich ernährt ...

Eule: Du bist gut drauf ! Nun was denkst du, was ein Mensch denkt bei obiger Frage?

Kauz: Nun, Geld das man „anlegt“, ist eine Art Geld, dass als Reserve dient oder als Rücklage oder für Anschaffungen späterer Zeit... So denkt der Mensch, dass er es bei der richtigen Bank angelegt hat mit den meisten Zinsen oder in Wertpapieren mit gutem Kurs.

Eule: Ja, so wird es sein. Warum macht der Mensch seinen Geldschein so selten zu einem „Wertpapier“, indem er das Papiergeld mit dem Wert versieht, es den Armen dieser Welt gegeben zu haben als Nothilfe für Speise und Medizin oder als Grundlage für eine neue Existenz?

Kauz: Der Wert entsteht nicht durch „Anlage“, sondern durch „Weggabe“!

Eule: Ja und bitte nicht mit dem schielenden Blick auf die Spendenbescheinigung...

Kauz: Wie kann der Mensch dem materiellen Teufelskreis verlassen?

Eule: Er kann ihn nur durchbrechen mit einem relativ radikalen Schritt: Umkehr! Steht alles geschrieben, wird nur nicht ernst genommen. Gott hat gerufen, zur Buße, zur Umkehr, zu einem Plan und Ziel nach den Worten des Evangeliums.

Kauz: Ob die vielen Häuslebauer, Autofahrer, Geldanleger und all´ die Freunde und Fanatiker des materiellen Lebenskreises merken, dass der Ruf ihnen galt?

Eule: Ich würde noch direkter fragen: Ob es die vielen Menschen in den Kirchenbänken merken, dass Gott mit ihnen und nicht in erster Linie über andere spricht. Sie sind ja noch in Hörweite des Wortes, noch in der Reichweite Gottes, um Menschen nach den Säulen des Christseins zu werden: Glaube, Hoffnung und Liebe, wirkliche Menschen, nicht nur Kreaturen in Menschengestalt. Wenn sie nicht mehr hören und verstehen, wie soll das Wort weitere Kreise ziehen?

Kauz: Die Radikalität des Gedankens erinnert mich an die ersten Christen. Gibt es heute solche Glaubenshelden?

Eule: Ja klar. Doch neue müssen hinzu kommen. Mancher sagt, der „Durchschnittsgläubige“ sei zu solchem Heldentum nicht geboren. Ich sehe das anders. Es fehlt nur an Gottvertrauen. Wenn ich so tief in den Glauben einsteige, mich also auf den Weg der Nachfolge mache, dass ich erkenne, wie Gott den Menschen wirklich trägt, der sich zu ihm wendet, erlebe ich etwas besonderes.

Kauz: Was erlebe ich?

Eule: Ich erlebe, dass Gott den Menschen tatsächlich trägt. Ich erlebe für mich, dass nicht die materielle Welt, also das Sichtbare, die eigentliche Wirklichkeit des menschlichen Lebenskreises ist, sondern die unsichtbare Welt. Man kann auch sagen: Ich erkenne, dass das Unsichtbare das Sichtbare trägt, dass aus dem Ewigen also die Kraft zum Leben, zur Lebensgestaltung kommt, ebenso die Regeln, wie zu leben ist, ebenso der Sinn, warum Menschen leben.

Kauz: Wohin sich also umkehren, wohin sich wenden?

Eule: In die Anbetung des Schöpfers, um wahrhaft Mensch zu werden.


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